Gedichte und Gedanken

zu

Sylvester und Neujahr

 

 
 

 
 

 

Der Schwester zu Silvester

Habe ein heitres, fröhliches Herz

Januar, Februar und März,

Sei immer mit dabei

In April und Mai,

Kreische vor Lust

In Juni, Juli, August,

Habe Verehrer, Freunde und Lober

In September und Oktober,

Und bleibe meine gute Schwester

bis zum Dezember und nächsten Silvester.

Theodor Fontane
 
   

 

 
 

 
     
 

 

Mit der Freude zieht der Schmerz
traulich durch die Zeiten.
Schwere Stürme, milde Weste,
bange Sorgen, frohe Feste.
wandeln sich zu Zeiten.
War's nicht so im alten Jahr?
Wird's im neuen enden?
Sonnen wallen auf und nieder,
Wolken gehen und kommen wieder
und kein Mensch wird's wenden.

Johann Peter Hebel

 

 
     
 

 
     
 

 

Gedicht zum Neuen Jahr

Ein bisschen mehr Friede und weniger Streit,

Ein bisschen mehr Güte und weniger Neid,

Ein bisschen mehr Liebe und weniger Hass,

Ein bisschen mehr Wahrheit - das wäre doch was!

Statt so viel Unrast ein bisschen mehr Ruh',

Statt immer nur Ich ein bisschen mehr Du,

Statt Angst und Hemmung

ein bisschen mehr Mut

Und Kraft zum Handeln - das wäre gut!

Kein Trübsal und Dunkel, ein bisschen mehr Licht,

Kein quälend Verlangen, ein bisschen Verzicht,

Und viel mehr Blumen, solange es geht,

Nicht erst auf Gräbern - da blüh'n sie zu spät!

Peter Rosegger

 
   

 

 
   
     
 

 

Zum Neujahr

An tausend Wünsche, federleicht,
Wird sich kein Gott noch Engel kehren,
Ja, wenn es so viel Flüche wären,
Dem Teufel wären sie zu seicht.
Doch wenn ein Freund in Lieb und Treu
Dem andern den Kalender segnet,
So steht ein guter Geist dabei.
Du denkst an mich, was Liebes dir begegnet,
Ob dir's auch ohne das beschieden sei.

Eduard Möricke

 
   

 

 
   
     
 

 

In der Neujahrsnacht

Die Kirchturmglocke

schlägt zwölfmal Bumm.

Das alte Jahr ist wieder mal um.

Die Menschen können sich in den Gassen

vor lauter Übermut gar nicht mehr fassen.

Sie singen und springen umher wie die Flöhe

und werfen die Mützen in die Höhe.

Der Schornsteinfegergeselle Schwerzlich

küßt Konditor Krause recht herzlich.

Der alte Gendarm brummt heute sogar

ein freundliches: Prosit zum neuen Jahr.

Joachim Ringelnatz

 
   

 

 
   
     
 

 

Das Jahr ist um

Das Jahr geht um,
Der Faden rollt sich sausend ab.
Ein Stündchen noch, das letzte heut,
Und stäubend rieselt in sein Grab
Was einstens war lebend`ge Zeit.
Ich harre stumm.

's ist tiefe Nacht!
Ob wohl ein Auge offen noch?
In diesen Mauern rüttelt dein
Verrinnen, Zeit! Mir schaudert, doch
Es will die letzte Stunde sein
Einsam durchwacht.

Gesehen all,
Was ich begangen und gedacht,
Was mir aus Haupt und Herzen stieg,
Das steht nun eine ernste Wacht
Am Himmelstor. O halber Sieg,
O schwerer Fall!

Wie ras't der Wind
Am Fensterkreuze! Ja es will
Auf Sturmesfittigen das Jahr
Zerstäuben, nicht ein Schatten still
Verhauchen unterm Sternenklar.
Du Sündenkind!

War nicht ein hohl
Und heimlich Sausen jeder Tag
In der vermorschten Brust Verließ,
Wo langsam Stein an Stein zerbrach,
Wenn es den kalten Odem stieß
Vom starren Pol?

Mein Lämpchen will
Verlöschen, und begierig saugt
Der Docht den letzten Tropfen Oel.
Ist so mein Leben auch verraucht,
Eröffnet sich des Grabes Höhl
Mir schwarz und still?

Wohl in dem Kreis,
Den dieses Jahres Lauf umzieht,
Mein Leben bricht: Ich wusst es log;
Und dennoch hat dies Herz geglüht
In eitler Leidenschaften Joch,
Mir bricht der Schweiß

Der tiefsten Angst
Auf Stirn und Hand! Wie, dämmert feucht
Ein Stern dort durch die Wolken nicht?
Wär es der Liebe Stern vielleicht,
Dich scheltend mit dem trüben Licht,
Dass du so bangst?

Horch, welch Gesumm?
Und wieder? Sterbemelodie!
Die Glocke regt den ehrnen Mund.
O Herr! ich falle auf das Knie:
Sey gnädig meiner letzten Stund!
Das Jahr ist um!


Annette von Droste-Hülshoff

 

 
     
   
     
 

Neujahrsglocken

 

In den Lüften schwellendes Gedröhne,

Leicht wie Halme beugt der Wind die Töne:

Leis verhallen, die zum ersten riefen,

Neu Geläute hebt sich aus den Tiefen.

Große Heere, nicht ein einz'ler Rufer!

Wohllaut flutet ohne Strand und Ufer.

Conrad Ferdinand Meyer

 
   

 

 
   
     
 

 

Neujahr

Altes Jahr, du ruhst in Frieden,
Deine Augen sind geschlossen;
Bist von uns so still geschieden
Hin zu himmlischen Genossen,
Und die neuen Jahre kommen,
Werden auch wie du vergehen,
Bis wir alle aufgenommen
Uns im letzten Wiedersehen.
Wenn dies letzte angefangen,
Deutet sich dies Neujahrgrüßen,
Denn erkannt ist dies Verlangen,
Nach dem Wiedersehn und Küssen.

Achim von Arnim

 
   

 

 
   
   

 

 
 

Verklärter Herbst

 

Gewaltig endet so das Jahr

Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten.

Rund schweigen Wälder wunderbar

Und sind des Einsamen Gefährten.

Da sagt der Landmann: Es ist gut.

Ihr Abendglocken lang und leise

Gebt noch zum Ende frohen Mut.

Ein Vogelzug grüßt auf der Reise

Es ist der Liebe milde Zeit

Im Kahn den blauen Fluss hinunter

Wie schön sich Bild an Bildchen reiht

Das geht in Ruh und Schweigen unter.

 

 
     
   
     
 

Zum neuen Jahr

Zwischen dem Alten
Zwischen dem Neuen,
Hier uns zu freuen
Schenkt uns das Glück,
Und das Vergangne
Heißt mit Vertrauen
Vorwärts zu schauen,
Schauen zurück.

Stunden der Plage,
Leider, sie scheiden
Treue von Leiden,
Liebe von Lust;
Bessere Tage
Sammeln uns wieder,
Heitere Lieder
Stärken die Brust.

Leiden und Freuden,
Jener verschwund‘nen,
Sind die Verbund‘nen
Fröhlich gedenk.
O des Geschickes
Seltsamer Windung!
Alte Verbindung,
Neues Geschenk!

Dankt es dem regen,
Wogenden Glücke,
Dankt dem Geschicke
Männiglich Gut.
Freut euch des Wechsels
Heiterer Triebe,
Offener Liebe,
Heimlicher Glut!

Andere schauen
Deckende Falten
Über dem Alten
Traurig und scheu;
Aber uns leuchtet
Freundliche Treue;
Sehet, das Neue
Findet uns neu.

So wie im Tanze
Bald sich verschwindet,
Wieder sich findet
Liebendes Paar:
So durch des Lebens
Wirrende Beugung
Führe die Neigung
Uns in das Jahr.

Joh. W. Goethe

 
   

 

 
     
  In diesem Sinne wünschen wir allen Menschen, die uns wohl gesonnen sind,

 für das Jahr 2009

Frieden im Herzen, Gesundheit, Glück, lieben und geliebt werden, Erfolg in allen Dingen und jeden Tag einen Grund zur Heiterkeit.

 
     
     
     
 

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